Kurz vor Ostern holte mich Leo also folglich in Caracas ab. Es war ein schönes Gefühl so eine Reise mit einem local durchzuführen, denn nach den letzten Berichten aus Venezuela, war mir nicht mehr ganz wohl bei dem Gedanken, alleine, als Frau, noch dazu blond, durch ein Entwicklungsland zu reisen. Die ersten Tage verbrachten wir gemütlich bei Leo's Schwester, die eine ganz tolle Wohnung mit sagenhaftem Blick auf Caracas und La Avila (den Hausberg) hat. Stellt euch vor, mittlerweile habe ich sogar Freundschaft zu Boxern gefunden (ein Boxerhund biss mich damals in einem Gasthaus, bis heute ist die Narbe sichtbar) - und habe mich regelrecht in Chatta, die Hündin verliebt.
Von Caracas hatte ich bisher eigentlich ein ganz furchtbares Bild, doch im Vergleich zu Lima hat mir die Hauptstadt um einiges besser gefallen. Klar, man muss vorsichtig sein, und bewaffnete Raubüberfälle sind an der Tagesordnung, doch wenn man weiss, wie man sich zu verhalten hat, ist das alles gar kein Problem. Es ist wirklich eine sehenswerte Stadt. Wir besuchten das Geburtshaus Simon Bolívars, dem Befreier Südamerikas von den Spaniern (Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien), spazierten in einem grossen zoologischen Garten, assen Arepas (Maisbrot) mit roten Bohnen, zerrupftem Fleisch und gebratenen Bananen und furhen sogar mit der Metro im Stadtzentrum. Dadurch, dass gerade Osterferien waren, hielt sich der Verkehr in Grenzen und wir konnten ungehindert in das normalerweise etwas gefährliche Zentrum. Abends waren wir auf einer Party eines Freundes eingeladen. Doch dort wird nicht wie bei uns gefeirt, nein, alle Generationen tanzen, trinken und lachen zusammen.
2 Tage später trafen dann auch Christine (meine Mitbewohnerin von Frankfurt) und ein Freund Leo's, namens Oskar ein. Wir fuhren mit einem alten Jeep in den nahegelegenen Nationalpark la Avila und hatten von dort oben einen genialen Blick auf die Stadt. Abends kehrten wir in einem der teuersten Restaurants ein - doch es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es war eine nette Gruppe alter Freunde Leo's und wir speisten nahezu fürstlich, umgeben von tropischen Pflanzen und Blick aufs Meer.
Dann ging unsere Reise mit unserem orangen Mietwagen endlich los. Erstes Ziel war die Isla Margarita, eine traumhafte Karibikinsel östlich von Caracas, ca. 4 Stunden fahrt. Wir übersetzten mit der Fähre und bezogen unser kleines Ferienhäusen, das ich auch liebevoll: den Kühlschrank nennen möchte (draussen 30 Grad, drinnen ca. -5 ...).
Täglich fuhren wir zu einem anderen Strand, bewaffnet mit Cuba Libre (if that ever happens...), kühlem Bier (Polar) und einem Sandwich für zwischendurch. Obwohl wir meistens tagsüber nur auf dem Sonnenstuhl rumhingen, waren wir abends doch ziemlich geschafft und schafften es gerade noch in ein nettes Restaurant, um uns veköstigen zu lassen. Die venezolanischen Gerichte bestehen meist aus frischem Fisch, viel Rindfleisch, Reis und Kartoffeln, es wird aber auch sehr viel mediterrane Küche angeboten.
Einmal besuchten wir die Mangroven auf der anderen Seite der Insel, fischten rote Seesterne aus dem Wasser, sahen grosse Vögel und bunte Fische. Auf einem Segelturn nach La Coche, eine nahegelegene Insel, konnten wir so richtig schön an dem puderweissen Sandstrand ausspannen, es war herrlich.
Nach einer Woche verabschiedete sich Oskar in Richtung Heimat, wir 3 zogen weiter aufs Festland nach Puerta la Cruz zu Leo's Papa und Familie. Wir waren nicht auf darauf vorbereitet was uns dort erwartete: eine Grossfamilie wie aus dem Bilderbuch: 4 weitere Kinder, deren Freundinnen, Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel und deren Freunde. Täglich gab es ein Festessen: Paella, Bucalao (ein Fisch im Kartoffelgratin), das der Papa gastfreundlich in grossen Mengen zubereitete, denn immer erschienen abends unangemeldete Gäste, die schliesslich versorgt werden mussten.
Leo fuhr schon 2 Tage vor uns zurück nach Barcelona, um sein Aufbaustudium fortzusetzen. So blieb ich mit Christine noch alleine zurück in Puerta la Cruz. Wir genossen den Pool, gingen abends shoppen und lecker Essen, bevor wir mit dem Bus zurück nach Caracas fuhren, und uns dort verabschiedeten.
Hier der link zu ein paar ausgesuchten Bildern meiner Venezula-Reise:
http://picasaweb.google.com/lena.buehler/Venezuela