Mittwoch, 14. Mai 2008

Argentina - Uruguay - Brazil - Paraguay

Mit Alina hatte ich schon seit Monaten verabredet, dass wir uns in Buenos Aires treffen werden, um von dort aus unsere 2-wöchige Tour durch Südamerika zu starten.

Alina kenne ich noch von Studienzeiten, sie ist Urkrainerin und lebt seit einigen Monaten in Basel. Der Visumsprozess gestaltete sich wohl ziemlich schwierig für sie. Da wird einem erst einmal wieder klar, wie einfach es ist, mit einem europäischen Pass durch die Welt zu reisen... kein Visum, keine Gebühren, keine Einreisesteuern (die z.B. die Amerikaner bei Eintritt nach Argentinien bezahlen müssen, hehe).

Ich holte sie also wie versprochen direkt am Flughafen ab. Schon dort bemerkten wir den grauen Dunst, der über die Stadt zog. In einem Agrarkonflikt über Sojaprodukte und Fleischexport zündeten die Bauern grosse Felder an, der Rauch zog bis nach Buenos Aires (zu deutsch gute Luft) und verpestete dort die Luft.

Wir bezogen unser hostal und machten die Stadt unsicher. BA ist einfach wunder-wunderschön. Ich würde es als eine Mischung aus Paris, Wien, London und manchmal sogar Schopfe beschreiben. Überall wird Tango auf den Strassen getanzt, es gibt superleckeres argentinisches Rindfleisch vom Grill und die Einwohner sind unheimlich nett und aufgeschlossen Fremden gegenüber. Dies kommt sicherlich auch von dem Einwanderungshintergrund. Sonntags besuchten wir einen ganz tollen artesania Markt in San Telmo, dem Tangoviertel, wo wir dann auch direkt vor der Kirche einen älteren Herren kennenlernten, der so begeistert war, dass wir auch Deutschland und der Ukraine kommen... er arbeitet früher in der Schweiz und erzählte uns aus alten Zeiten in Europa. Ganz besonders hat mich in BA der Friedhof Recoleta beeindruckt. Dort stehen haushohe Mausoleen aus dem frühen 20. Jahrhundert, mitunter auch das von Evita Peron, der Frau des damaligen umstrittenen Präsidenten. Sie hatte damals einen grossen Einfluss auf die Frauenpolitik (obwohl Frauen damals noch nicht wählen durften) und die Arbeiterklasse.

Nach einigen Tagen brachen wir mit dem Schiff nach Colonia in Uruguay auf. Die Übersetzung mit der Fähre dauert nur etwa 1.5 Stunden. Nach einigen Streitereien an der Grenze (so ein Visum haben sie ja noch nie gesehen...), liessen sie auch Alina einreisen. Ich hab versucht, sie zu beruhigen, ich glaube nach einger Zeit in Südamerika wird man gegen soetwas immun, man nimmt sich nicht mehr alles so zu Herzen und wartet einfach mal ab, oder lächelt die Beamten nett an. Ein 10 Dollar Schein tuts oftmals auch...

Colonia ist ein ganz uriges Städtchen direkt an der Küste, die Strassen von Laubbäumen gesäumt und einer schönen Altstadt. Der Unterschied zu Argentinen fiel direkt ins Auge: alles war schön geordnet, sehr sauber und gepflegt. Nicht umsonst wird Uruguay ja auch die Schweiz Südamerikas bezeichnet. Schon am nächsten Tag brachen wir nach Montevideo im Bus auf, vorbei an riessigen grünen Weideflächen, Estancias, Pferdefarmen und tollen Villen mit Blick aufs Meer. Die Hauptstadt im Vergleich zu der Argentiniens hat mir nicht sonderlich gefallen, so so entschieden wir schon nach einem Tag und einer Shoppingtour (tolle Leder- und Wolleprodukte) weiter Richtung Punta del Este zu ziehen. Dies ist der in-Ferienort aller Südamerikaner... leider nur im Sommer... und da wir mitten im Herbst ankamen, waren leider nicht mehr allzuviele Geschäfte geöffnet, geschweige denn Restaurants oder Hotels. Trotzdem hatten wir dort 2 tolle Tage am Strand, bevor wir in einer Mörderfahrt von 16 Stunden bis nach Brasilien (Florianapolis) durchfuhren (aber sehr gemütlich mit breiten Sesseln, Abendessen, Kopfkissen und Decken, und amerikanische Filme).
Der Zollprozess verlief aber, anders als angenommen, viel angenehmer. Wir gaben dem Busfahrer vorher unsere Pässe, und als wir nachts um 1 die Grenze passierten, wurden wir nicht einmal geweckt. Alles wurde ganz selbstverständlich durch die Busgesellschaft abgewickelt.

Auf einer Halbinsel vor Florianapolis verbrachten wir einen schönen Tag am Strand. Leider begann es dann ausgerechnet in Bindfäden zu giessen. Wir fuhren weiter Richtung Iguazu, dem eigentlichen Highlight der Reise. Geplant war ein Tag auf der brasilianischen Seite, um einen Überblick zu erhalten und einen Tag auf der argentinischen, dem Funspot. Die Wasserfälle von Iguazu muss man einfach einmal erlebt haben. Schon von weitem hört man das Rauschen und Dröhnen des herabstürzenden Wassers und dann steht man plötzlich davor und kann es kaum fassen. Wir starrten minutenlang in die Tiefe und genossen den Ausblick über Argentinien. Am nächsten Tag gings über die Grenze nach Puerto Iguazu, wo uns schon unser Abenteuer erwartete. Mit einem alten Armytruck fuhren wir durch den dichten Regenwald bis hinunter an eine Bootsstelle. Dort bestiegen wir ein Motorboot, das uns ganz nah dran an die Wassermassen brachte... genauer gesagt, genau darunter. Es prasselte und rauschte, schlussendlich war alles nass, aber unheimlich schön und ein einmaliges Erlebnis. Den Rest des Tages streiften wir entlang der Pfade bis zur berühmten Garganta del Diablo (Teufelsrachen), sahen eine Possumart mit langer Nase, die den Leuten einfach das Essen aus der Hand stibitzten, Affen die in Bäumen aufgeregt hin und her schwangen und eine unglaubliche Faunavielfalt.

Warum wir uns dazu entschieden haben, kann ich auch nicht erklären, aber wir wollten einen Tag im nahe gelegenen Paraguay verbringen. Dort kann man auch ohne Stempel, geschweige denn Visa einreisen, und so machten wir uns auf ins Abenteuer. Wir sahen uns schon jahrzehnte lang Sozialdienst leisten, wenn wir geschnappt werden... aber es ging alles klatt. Allerdings war Ciudad del Este ein wirklicher Schock. Eine hässliche Stadt, schlimmer als in der letzten Provinz Perus, sehr unsicher, überall stehen Menschen und wollen Decken, Socken, Kameras (echte Nokia... jaja) und Laptops verkaufen, und das zu Spottpreisen... wir bekamen es plötzlich mit der Angst zu tun, so hatten wir uns das nicht vorgestellt...ein Shoppingparadies für Brasilianer und Argentinier, ja, aber nicht wie ein Flohmarkt auf nacktem Boden, überall Dreck, Schmutz und Abgase und Militär, das alles schwer bewaffnet überwachte. Nein, schnell weg hier... Bei Ankunft in Foz de Iguazu (Brasilien) fühlten wir uns schon fast wieder wie zu Hause, sicher und geborgen. Die Leute halfen uns wie selbstverständlich den richtigen Bus zu finden (denn sich auf portugiesisch zu verständigen, ist oft gar nicht so leicht).

Von dort aus fuhren wir über nacht in ein kleines Kaff, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, das aber sehr berühmt für seine Ruinen der Jesuitenmissionen ist. In dieser Nacht bekamen wir uns etwas in die Wolle. Wir kamen im Dunkeln an und das eigentliche Hotel hatte geschlossen. Ich fragte auf der Strasse einen älteren Mann, ob er uns nicht ein Hostal empfehlen kann. Er meinte ja, dort hinten gibts ein deutsches Hostal, nehmt ein Taxi und empfohl uns 2 Jungs, die auf der Strasse standen. Ich meine, mittlerweile zu wissen, wem ich in Südamerika vertrauen kann, aber Alina war mit meiner Wahl ziemlich unzufrieden, es waren ja schliesslich keine offiziellen Taxis...

Am Tag darauf regnete es wieder in Strömen, trotzdem schauten wir uns die Jesuitenmissionen in der Umgebung an. Damals wurde der erfolgreiche Versuch unternommen, die 'Eingeborenen' zu missionieren, ihnen also den christlichen Glauben aufzuzwingen... auf der anderen Seite erhielten sie aber auch eine Schulbildung, Arbeitsplätze und ein festes zu Hause.
Die deutsche Herbergsmutter gab uns noch einige Tips für unseren weiteren Reiseweg und meinte, ja, Salta ist wunderschön... da waren wir auch im Januar... vor 34 Jahren. Ich musste schmunzeln, die Dame war ja auch schon weit über 80 Jahre alt.

Eine weitere 18-Stunden Busfahrt später erreichten wir schliesslich unser letztes gemeinsames Ziel: Cordoba. Eine herrliche Stadt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und einer tollen Umgebung. Ich muss ja gestehen, dass ich bisher unheimlichen schiss vor Pferden hatte... doch in Argentinien gehört es einfach mindestens einmal dazu, sich auf die Vierbeiner zu schwingen, denn wie sagt man: Das Glück der Erde, liegt auf dem Rücken der Pferde - und es war wunderschön! Wahrscheinlich der schönste Ausflug den wir auf der Reise unternommen haben. Wir reiteten durch die Sierra mit tollem Ausblick auf das Umland und mein Pferd, namens Malacara (böses Gesicht) stolperte auch nur zweimal und fiel nur einmal fast vornüber.

Auf der Rückfahrt des Ausflugs ging alles ziemlich schnell: unser Bus kam zu spät an, mein Bus nach Buenos Aires fuhr schon 40min später weiter, wir kamen kaum dazu uns zu verabschieden. Alina's Plan war es noch eine Woche länger im Norden Argentiniens zu bleiben, ich musste leider schon etwas früher zurück, denn 3 Tage später flog Pato schon nach Barcelona, um dort noch einen Freund zu besuchen.

Auf dem Flug nach Arica (Chile) hatte ich plötzlich schiss, nachts, als blonde Frau alleine die Grenze nach Peru zu überqueren, denn dies ist ein etwas kompliziertes Unterfangen. Von Arica aus, nimmt man sich ein colectivo, ein Taxi das bis zu 6 Leute sammelt, so wird die Fahrt günstiger. Man fährt bis zur Grenze, wird dort abgefertigt, fährt rüber zur peruanischen Grenze, wird dort abgefertigt und fährt dann nochmals ca 30min bis nach Tacna. Dort wird man einfach am Busterminal ausgesetzt, und muss selbst schauen wie man weiterkommt (das ganze dauert ca. 2 Stunden). Mir war allerdings nicht ganz klar, wo diese colectivos abfahren und ich fragte meine etwas älteren Sitznachbarn. Sie reagierten sehr nett und riefen gleich einen Freund an, der es aber auch nicht wusste. Für mich fragten sie bei der crew nach, die sich auch nicht auskannten, bis schliesslich an der Tür zum Cockpit geklopft wurde. Dort stellte sich heraus, dass der Pilot auch Deutscher war und sich mit mir nach dem Flug vor der Flugzeugtür verabredete. Da standen wir dann zu 6 und diskutierten, was wohl die beste Möglichkeit ist, die Grenze zu überqueren... Schlussendlich musste ich mit einem Taxi in die Stadt Arica fahren, von wo aus einem die colectivos schon zuschrien: mir fehlt nur noch einer, 12 Soles, komm steig ein... und es war alles halb so wild wie angenommen.

Wieder sicher zurück in meiner Wahlheimat hatte wir genau noch 3 Tage, um alles für Patos Abreise vorzubereiten: Koffer packen, Konto eröffnen, Abschiedsfeier, Muttertag, ... Ich hätte mir den Abschied tragischer vorgestellt, doch sogar Patos Eltern rissen sich zusammen am Flughafen. Sie haben ja schliesslich noch ihre Ersatztochter für ein paar Tage bei sich, denn ich fliege erst am 20. Mai (eine Woche später), da es Komplikationen bei der Flugumbuchung gab. So geniesst Pato also eine tolle Woche in Barcelona und erzählt mir jeden Tag, wie toll es dort wäre und wie sehr er das Leben dort geniesst!

Hier einige Fotos meiner Reise durch die 4 Länder: http://picasaweb.google.com/lena.buehler/ArgenitnaUruguayBrazilParaguay

Montag, 12. Mai 2008

Vulkanausbruch in Chile

Am Freitag ist der Vulkan Chaitén in Nordpatagonien ausgebrochen. Die Behörden haben die Evakuierung des gleichnamigen Ortes der 10 Km vom Vulkan entfernt und ca. 1500 km. südlich von Santiago liegt angeordnet. Es wurden über 4000 Menschen nach Pto. Montt und Castro evakuiert. Das ganze Gebiet ist von einer weissen Schicht überdeckt, es gleicht fast Schnee.

Aufgrund der Rauch- und Aschewolken des Vulkans wurde der Schulunterricht eingestellt. Die Rauchentwicklung ist bereits auch in Buenos Aires zu spüren. Viele Menschen in der Region klagen über Atembeschwerden.

Sonntag, 13. April 2008

Un roncito, una cocacolita... auf den Spuren Hugo Chavez

Leonel habe ich vor etwa einem Jahr auf einem Trip nach Barcelona mit Christine kennengelernt. Er sass neben uns im Flugzeug und es entwickelte sich ein nettes Gespräch, bis er uns schliesslich die halbe Stadt und ihr Nachtleben zeigte. Leo ist Venezolaner, arbeitete zu diesem Zeitpunkt in Bremen und lebt nun wieder in seiner Wahlheimat Spanien. Schon damals haben wir vereinbart, uns in Südamerika zu treffen, denn von Peru ist es nicht weit nach Chavez-Land.


Kurz vor Ostern holte mich Leo also folglich in Caracas ab. Es war ein schönes Gefühl so eine Reise mit einem local durchzuführen, denn nach den letzten Berichten aus Venezuela, war mir nicht mehr ganz wohl bei dem Gedanken, alleine, als Frau, noch dazu blond, durch ein Entwicklungsland zu reisen. Die ersten Tage verbrachten wir gemütlich bei Leo's Schwester, die eine ganz tolle Wohnung mit sagenhaftem Blick auf Caracas und La Avila (den Hausberg) hat. Stellt euch vor, mittlerweile habe ich sogar Freundschaft zu Boxern gefunden (ein Boxerhund biss mich damals in einem Gasthaus, bis heute ist die Narbe sichtbar) - und habe mich regelrecht in Chatta, die Hündin verliebt.


Von Caracas hatte ich bisher eigentlich ein ganz furchtbares Bild, doch im Vergleich zu Lima hat mir die Hauptstadt um einiges besser gefallen. Klar, man muss vorsichtig sein, und bewaffnete Raubüberfälle sind an der Tagesordnung, doch wenn man weiss, wie man sich zu verhalten hat, ist das alles gar kein Problem. Es ist wirklich eine sehenswerte Stadt. Wir besuchten das Geburtshaus Simon Bolívars, dem Befreier Südamerikas von den Spaniern (Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien), spazierten in einem grossen zoologischen Garten, assen Arepas (Maisbrot) mit roten Bohnen, zerrupftem Fleisch und gebratenen Bananen und furhen sogar mit der Metro im Stadtzentrum. Dadurch, dass gerade Osterferien waren, hielt sich der Verkehr in Grenzen und wir konnten ungehindert in das normalerweise etwas gefährliche Zentrum. Abends waren wir auf einer Party eines Freundes eingeladen. Doch dort wird nicht wie bei uns gefeirt, nein, alle Generationen tanzen, trinken und lachen zusammen.

2 Tage später trafen dann auch Christine (meine Mitbewohnerin von Frankfurt) und ein Freund Leo's, namens Oskar ein. Wir fuhren mit einem alten Jeep in den nahegelegenen Nationalpark la Avila und hatten von dort oben einen genialen Blick auf die Stadt. Abends kehrten wir in einem der teuersten Restaurants ein - doch es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es war eine nette Gruppe alter Freunde Leo's und wir speisten nahezu fürstlich, umgeben von tropischen Pflanzen und Blick aufs Meer.


Dann ging unsere Reise mit unserem orangen Mietwagen endlich los. Erstes Ziel war die Isla Margarita, eine traumhafte Karibikinsel östlich von Caracas, ca. 4 Stunden fahrt. Wir übersetzten mit der Fähre und bezogen unser kleines Ferienhäusen, das ich auch liebevoll: den Kühlschrank nennen möchte (draussen 30 Grad, drinnen ca. -5 ...).


Täglich fuhren wir zu einem anderen Strand, bewaffnet mit Cuba Libre (if that ever happens...), kühlem Bier (Polar) und einem Sandwich für zwischendurch. Obwohl wir meistens tagsüber nur auf dem Sonnenstuhl rumhingen, waren wir abends doch ziemlich geschafft und schafften es gerade noch in ein nettes Restaurant, um uns veköstigen zu lassen. Die venezolanischen Gerichte bestehen meist aus frischem Fisch, viel Rindfleisch, Reis und Kartoffeln, es wird aber auch sehr viel mediterrane Küche angeboten.


Einmal besuchten wir die Mangroven auf der anderen Seite der Insel, fischten rote Seesterne aus dem Wasser, sahen grosse Vögel und bunte Fische. Auf einem Segelturn nach La Coche, eine nahegelegene Insel, konnten wir so richtig schön an dem puderweissen Sandstrand ausspannen, es war herrlich.

Was mich jedoch überrascht hat in Venezuela, war, dass man sein Auto für weniger als einen US Dollar volltanken kann (ungelogen!), jedoch gibt es kaum Milch zu kaufen. Wenn man ein Baby erwartet und selbst keine Muttermilch geben kann, so ist das ein wirklich ernsthaftes Problem dort. Alles scheint so viel weiter entwickelt zu sein als in Peru, es gibt sämtliche Marken zu kaufen (von Nivea über BMW bis hin zu GAP und Mango...), Milch ist jedoch Mangelware, denn die Produktionskosten sind angeblich einfach zu hoch und so verschenkt man lieber das wertvolle Gut Benzin, bzw. Erdöl an das Volk.

Nach einer Woche verabschiedete sich Oskar in Richtung Heimat, wir 3 zogen weiter aufs Festland nach Puerta la Cruz zu Leo's Papa und Familie. Wir waren nicht auf darauf vorbereitet was uns dort erwartete: eine Grossfamilie wie aus dem Bilderbuch: 4 weitere Kinder, deren Freundinnen, Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel und deren Freunde. Täglich gab es ein Festessen: Paella, Bucalao (ein Fisch im Kartoffelgratin), das der Papa gastfreundlich in grossen Mengen zubereitete, denn immer erschienen abends unangemeldete Gäste, die schliesslich versorgt werden mussten.

Leo fuhr schon 2 Tage vor uns zurück nach Barcelona, um sein Aufbaustudium fortzusetzen. So blieb ich mit Christine noch alleine zurück in Puerta la Cruz. Wir genossen den Pool, gingen abends shoppen und lecker Essen, bevor wir mit dem Bus zurück nach Caracas fuhren, und uns dort verabschiedeten.

Hier der link zu ein paar ausgesuchten Bildern meiner Venezula-Reise:

http://picasaweb.google.com/lena.buehler/Venezuela


Montag, 24. März 2008

Ostern in Peru

Tägliche Prozessionen durch die Straßen, Messebesuche rund um die Uhr und die freudige Erwartung auf das bedeutende Fest der Christen prägen das Leben zu Ostern in Peru. Dazu gehört auch das Ausschankverbot und die Schließung der Diskotheken am Karfreitag. Menschen ziehen durch die Straßen, vergebend um ihre Sünden, vor ihnen die Pasos, auf denen sich zumeist eine Marienstatue oder eine Statue mit Kreuzwegszene befindet, die von den Nazarenos, den barfüßigen Büßern und Trommelorchestern begleitet werden.


Doch wie erleben die Kinder von Villa Cerillos in Arequipa diese Tage? Welche Bedeutung hat das Fest für die Kinder? Dazu wurden etwa 30 Kinder der Schule San Juan Apostol in Villa Cerillos befragt. Sie sollten kurz beschreiben, was das Besondere für sie an Ostern ist und wie sie die Feiertage verbringen.

Sinsio Ivonne, 12 Jahre alt :
“Semana Santa ist die Zeit der Erinnerung, in der du über deine Fehler nachdenkst und deine Fehler die du getan hast. In dieser Zeit soll man nur Gutes denken und etwas Gutes tun. Ich helfe meiner Mutter sehr viel, wir bereiten dann z.B. die Ostersuppe, Milchreis und viele andere leckere Sachen zu, aber rotes Fleisch gibt es nicht. Manchmal kaufen wir auch Eier, die wir dann bemalen und verstecken. Am Karfreitag und Ostersonntag gehen wir dann alle zusammen in die Messe und verbringen viel Zeit miteinander.”

Hermán, 14 Jahre alt:
“In der Heiligen Woche erinnern wir der Leiden Jesus, aber wir genießen auch das leckere Essen unserer Mutter und verbringen mit der Familie schöne Tage, z.B. mit Fußball spielen oder Karten spielen. Ich mag Ostern sehr gerne, besonders aber Karfreitag und Ostersonntag, weil ich dann Essen kann soviel ich möchte. Am Karfreitag treffen wir uns mit anderen Familien und schauen uns die “Passion Christi” an.”

Sofia, 13 Jahre alt:
“Zu Ostern gehen wir die 14 Kirchen besuchen, die die Stationen Christi symbolisieren, beklagen Judas und einige Leute gehen auch auf einen Hügel, um ihre Sünden zu beklagen. In Peru gibt es sehr viele Gerichte, aber meine Mutter kocht nicht alle, weil manches nicht in unserer Familie gegessen wird. An Ostern gefällt mir, dass sie dann so viele leckere Speisen kocht, die es sonst nicht gibt. Dann gibt’s auch „Caucau“. Ich mag es, wenn wir alle zusammen auf dem Hügel stehen und Gott nah sein können und uns für unsere Sünden entschuldigen.”

Entnommen aus dem viSozial Blog: www.visozial.org

Montag, 17. März 2008

Neuigkeiten aus Peru

Nun ist doch schon wieder ein Weilchen vergangen, seit dem ich das letzte Mal aus Arequipa berichtet habe. Es hat sich mittlerweile auch einiges ereignet!

Seit dem 29. Februar 2008 ist mein Praktikum bei viventura zu Ende. Es war für mich eine sehr lehrreiche, wenn aber auch oft nevenzehrende Zeit. Zu meinen Hauptaufgaben gehörte, das Patenschaftsprogramm und die Freiwilligen zu betreuen, einen neuen Blog zu gestalten, eine grosse Weihnachtskampagne zu organisieren und Sozialtouren zu den Projekten mit den Tourgruppen durchzuführen. Leider verstanden wir 3 Praktikanten uns nicht so toll untereinander. Ich war sehr froh, als ich daraufhin im Oktober Patricio kennengelernt habe. Er ist Deutsch-Peruaner, 32 Jahre alt und auch im Tourismus tätig. Er hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt und mich vom Arbeitsalltag abgelenkt.



Sehr schnell war klar, dass ich nicht alleine nach Deutschland zurück wollte und so haben wir beschlossen, zusammen 'heim' zu kehren. So, und nun tief durchatmen und hinsetzen:

Wir werden Anfang Juni heiraten! Zuerst war der Plan in Peru zu feiren, doch nachdem meine Eltern nicht wirklich glücklich mit meiner Entscheidung waren, haben wir uns für Schopfheim entschieden. Auch Patos Familie versucht bei dem Fest dabei zu sein. Dadurch, dass Pato einen deutschen Pass hat, war es überraschenderweise relativ einfach alle Papiere zu besorgen. Diese müssen jetzt jedoch noch von mehreren Notaren und Ämtern legalisiert werden, bevor wir Mitte April nach Lima reisen müssen, um uns die letzten Stempel der dt. Botschaft abzuholen. Hoffentlich ist somit alles erledigt und wir können uns auf das Fest zu Hause feiern. Pato wird am 11. Mai nach Spanien fliegen, um dort noch Alejandro, einen Freund zu besuchen, bevor wir uns dann am 20. Mai am Flughafen in Basel treffen. Uns bleiben dann noch gut 3 Wochen, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Mittlerweile sind meine Eltern aber fast aufgeregter als ich und organisieren uns die komplette Hochzeit.

Geplant ist auf dem Standesamt in Hausen zu heiraten mit anschliessendem Segen des Pfarrers. Zum Mittagessen gehts in die Krone nach Wiechs und abends wird auf einem alten Bauernhof in Gschwend, mitten im Schwarzwald, gefeirt. Es wird sicher ein etwas anderes Fest, denn wir werden versuchen, beide Kulturen und ihre Bräuche einzubauen. Ich freu mich jetzt schon riessig drauf!

Ach, und der Heiratsantrag: 'sehr' romantisch im Colcacanon, 3 Monate nachdem wir beschlossen hatten uns zu ehelichen ;-)

Donnerstag, 21. Februar 2008

Streik in Cusco


14.2. Dies hat sich ereignet, als ich mit Jochen in Cusco war:

Ein am Mittwoch vom peruanischen Kongess verabschiedetes Gesetz entzündet die Gemüter in Cuzco. Die Regelung soll den Bau neuer Hotels und Restaurants in der Nähe von archäologischen und historischen Stätten erleichtern. Kritiker berfürchten, dass dadurch die kulturelle Identität der betroffenen Orte Schaden nimmt. Außerdem begünstige die Regelung ausländische Investoren, die sich auf Kosten des peruanischen Kulturerbes bereichern würden.

Unterstützt von der Regionalregierung Cuzcos forderten daraufhin mehrere tausend Demonstranten die Ablehnung des Gesetzes in der zweiten Lesung. Sie blockierten wichtige Zufahrtsstraßen, unter anderem den Zugang zum Heiligen Tal, das täglich hunderte Touristen besuchen. Während der 24-stündigen Proteste wurde auch der Bahnverkehr nach Machu Picchu gestört.

Der Kongress in Lima änderte daraufhin den Gesetzestext. Unter anderem soll die Entscheidung über konkrete Baugenehmigungen der Regionalregierung überlassen werden. Trotz dieser Änderungen kündigte diese für Freitag weitere Proteste an.

Durch diesen ganzen Protest hätten wir beinahe das Highlight unserer Tour verpasst, nähmlich einen Zug zum Machu Picchu zu bekommen. Somit sassen wir einen ganzen Tag in Cusco fest. War aber auch mal nett, den Streikenden zuzusehen und das Leben an sich vobeiziehen zu lassen.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Fotos der Perureise

Holita,

Hier noch der Link zu meinem web Fotoalbum mit Bildern der Reise mit Jochen durch Peru: http://picasaweb.google.com/lena.buehler/ReiseMitJochen

Viel Spass dabei,

Lena

Donnerstag, 14. Februar 2008

Die neue Highsociety Perus

Hier mein veröffentlichter viventura Newsletterartikel im Februar

Luisa Gutierrez Bustamante würde ich als Frau der Highsociety Perus bezeichnen. Bei unserem Interview lehnt sie sich gekonnt nach vorne und lässt Blicke auf ihr Perlenkollier zu. Ihr Haus steht in einer der besten Gegenden Arequipas, Challapampa, und wird von einem Wachservice abgesichert. Dies ist auch nötig wenn man den Luxus hier betrachtet: ein Swimmingpool, Haute couture, zwei europäische Autos und wertvolle Gemälde an der Wand. Diese Frau ist meines Erachtens ein Paradebeispiel der reicheren Schicht eines Entwicklungslandes.

Die Einkünfte ihres Mannes Carlos erlauben der Familie eine private Gesundheitsversorgung, Privatschulen und -Universitäten für ihre Kinder und Auslandsreisen. Denn die Mütter der reicheren Schicht sind gewöhnlich ‚Hausfrauen’, der Vater hat ein hohes Amt inne, ist Doktor oder Privatier, wie im Falle dieser Familie. Nicht arbeitend, schlägt die Dame des Hauses ihre Zeit mit Sprachkursen tot und pendelt zwischen Wellness-Centern, Kosmetikern und anderen Aktivitäten, um sich zu verschönern oder zu kultivieren. Doch natürlich dreht es sich auch um das Wohlbefinden der Kinder, die oft, trotz fortgeschrittenen Alters, noch unter demselben Dach hausieren.

Wie in vielen Ländern Südamerikas, so steht der soziale Unterschied zwischen den Reichen und den Armen in Peru viel mehr im Vordergrund als etwa in Europa. Ist es hier möglich mit 2$ US täglich zu überleben (etwas Unbegreifliches in Deutschland!), so schämt sich die Highsociety Perus hingegen nicht, ihren finanziellen Status oder ihr Erbe zur Schau zu stellen. Es ist wahrzunehmen, dass die westlich orientierte Gesellschaft ihre andine Folklore für den Luxus eines amerikanischen Autos oder französischer Kosmetik aufgibt, um sich von der Arbeiterklasse zu distinguieren.

Familie Gutierrez besitzt ein Ferienhaus an der Küste Perus mit mehreren Angestellten, Pool und Meerblick. Naiv wie ich bin, ging ich bei einer Einladung ihrer Kinder vor einigen Wochen davon aus, dass wir am Strand zelten werden, uns Fische angeln und diese abends gemütlich am Strand grillen...der hippy-hippy-shake eben. Aber nichts da! Anstatt zu campen, fand ich mich in einem Haus der absoluten Luxusklasse wieder, wo ich mittags zu Tisch gebeten und meine Kleidung täglich von einem der Hausmädchen von Hand gewaschen wurde (für eine Waschmaschine scheint das Geld dann doch nicht zu reichen).

In Peru sind alle Strände für die Öffentlichkeit zuständig, da besagt zumindest das Gesetz. Deswegen habe ich mich auch sehr gewundert, warum die Strände namens Asia am Pazifik, etwa 100km südlich von Lima, zuvor inoffiziell nur für die reiche Schicht reserviert wurden. Diese Strandabschnitte werden von einem Posten überwacht und gegen "illegalen" Zutritt durch Schranken abgesichert. Obwohl Carlos Gutierrez sich durchaus auch an diesem Strand sehen lässt, echauffierte er sich sehr über die hiesigen Zustände. Er berichtete mir aufgewühlt, dass den Hausmädchen (criadas) der Zutritt z.B. nicht gewährt wurde.

Doch am 28. Januar 2007 vereinigten sich mehr als 700 Personen (darunter auch über 100 Freiwillige der Organisation Amnesty International) unter dem Namen Operativo Empleadas Audaz (zu Deutsch etwa: Operation der gewagten Haushaltshilfen), um ihre Rechte an diesem Ort einzufordern, der auch als "Andean Malibu" bezeichnet werden könnte. Sie demonstrierten gegen die Apartheid und forderten die Einhaltung der nationalen Gesetze. Denn dieser Ort steht symbolisch für die privilegierten Rechte der reichen Weißen, welche mehr oder weniger sonnengebräunt ihre Kinder zur Mittagsstunde an ihre Nannies abschieben, um in Ruhe ihrem Müßiggang nachgehen zu können. Nahezu alle indigen Hausangestellten, die eine Uniform und Schürze tragen, ziehen die Nachkommen der Elite groß, ohne dabei selbst das Recht zu haben, baden zu gehen und dieselben Vorzüge zu genießen. Susana Villaran, frühere Ministerin der Frauenrechte und der sozialen Entwicklung in Peru, meinte hierzu: ?Dass es einer Hausangestellten nicht erlaubt wird, am selben Strand zu schwimmen, wie den Kindern, mit denen sie arbeitet, ist ein Zeichen der Diskriminierung und Ausbeutung". Auch Ruth, das Kindermädchen der Gutierrez, erzählte mir kleinlaut, was sie damals vor einem Jahr dort erlebt hat: "Eines Abends nach der Arbeit wollte ich ein wenig am Strand abschalten, doch mir wurde der Zutritt verweigert, obgleich ich hier jeden Nachmittag mit den Enkelkindern von Frau Gutierrez gespielt habe". Seit dem Aufstand hat sich die Situation in Asia aber zunehmend verbessert.

Auf der Suche nach Informationen über die Highsociety Perus, zu der auch Frau Gutierrez gehört, begebe ich mich an einen Ort der Anbetung des Konsums, mit der Absicht mir ein Bild der Unterschiede, die es innerhalb der Bevölkerung Arequipas gibt, zu machen. Wenn ich von Kaufhäusern spreche, um dadurch den sozialen Status der Einwohner zu analysieren, kommt das daher, dass ich im Dezember ein Phänomen erlebt habe: die Eröffnung des Supermarkts Plaza Vea. Die Einweihung dieses Konsumtempels war ein Wendepunkt, sowohl ökonomisch als auch hinsichtlich der Modernität: das Angebot ist sehr vielfältig, relativ preisgünstig und damit ein sehr beliebtes ‚Ausflugsziel’ für die Arequipeños.

Hier finden sich Produkte, die man bisher in den restlichen Teilen des Landes, außer in Lima, vergeblich gesucht hat: die neuste Technik, Schweizer Schokolade, Brie und deutschen Schinken. Über eine Woche vergab die Stadt Besuchstermine am Eingang - ich bin mir sicher, die Mehrheit hätte auch Eintritt dafür bezahlt. Schon eine Stunde vor Ladenöffnung reihten sich die weisen Käufer in einer Schlage vor der Filiale, um Zugang zu all den trendy, unbekannten und exklusiven Produkten zu erhalten, die zu einem großen Teil aus Europa oder den USA importiert wurden. Auch ich stellte mich brav in die Schlange, um mir endlich nach monatelangem Verzicht wieder etwas zu gönnen.

Als Kult des Massenkonsums dachte ich bisher, dass die Anzahl der Super- und Megamärkte für die Größe einer Stadt sprechen. Im Süden Deutschlands, in einer Stadt namens Schopfheim, teilen sich z.B. 19.000 Einwohner 7 Supermärkte, die mit allem was das Herz begehrt, ausgestattet sind. Man findet nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Kleidung, Drogeriebedarf und Floristen in einem Gebäude. Doch in Arequipa kommen auf eine Million Bewohner nur insgesamt fünf Supermärkte und gerade einmal ein Shoppingcenter, welche auch Luisa Gutierrez gerne besucht. Die Nachfrage ist groß, das neue Geld will ausgegeben werden, schon in den kommenden Monaten sollen noch 3-4 weitere Zentren eröffnet werden. Leider bleiben aber viele Produkte für einen großen Teil der Bevölkerung unerreichbar und so kommen sie nur, um die gefüllten Regale zu bestaunen. Obwohl Plaza Vea alle Gesellschaftsschichten zusammenführen möchte und das Ziel ist, allen ohne Unterschied den Zugang zu den Produkten zu ermöglichen, so ist die Situation doch schwierig. Ich bin mir bewusst, dass sich die reichen Arequipeños, wie Luisa, nur selten mit den Personen mischen, die nicht zur gleichen Schicht gehören. Darüber hinaus bevorzugt die Unterschicht schon allein des Preises wegen die kleinen Tiendas in den Vororten, ähnlich der Tante-Emma-Läden oder die Markthallen mit frischen Produkten. "Plaza Vea" Ich muss zusehen, dass ich mit meinem Verdienst von 100 Dollar monatlich über die Runden komme" erzählt mir Jorge, ein Taxifahrer, gestern auf dem Weg zum Supermarkt. Er hat übrigens Medizin studiert.

Alan Garcia, seit dem 28. Juli 2006 erneut Staatspräsident Perus, fokussiert sich auf die Sozialpolitik, mit der Absicht die großen Ungleichheiten im Land zu reduzieren und ein attraktives Umfeld für ausländische Direktinvestitionen zu schaffen. Die Armut hat sich in den letzten 20 Jahren nicht weiter ausgebreitet, doch die Oberklasse ist gewachsen, was eine Bereicherung für das Land bedeutet. Jedoch lebt fast die Hälfte der peruanischen Einwohner immer noch von 2 Dollar pro Tag und 20% der Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze von 1 Dollar täglich (Quelle: www.inka-ev.de . Man kann nicht leugnen, dass die Zunahme des Wohlstands in Peru ein Erfolg des Wirtschafts-Insiders Präsident Garcias und seinem Vorgänger Alejandro Toledo ist. Doch der Nebeneffekt dieser Politik war die Expansion der so genannten "neuen Reichen".

Und genau an diesem Punkt bemerkt man auch den Aufschwung besonders in Arequipa: es wird konsumiert, gebaut und angelegt. Jetzt ist der Zeitpunkt sein Kapital gewinnbringend zu investieren und den Aufwärtstrend zu nutzen, doch dies gelingt wiederum nur dem Teil der Bevölkerung, der schon zuvor in der Lage war, ein gewisses Startkapital zur Seite zu legen. Letztendlich sind die, die am meisten von der Bereicherung des Landes profitieren, auch die, die zur Elite gehören.

Vielen Peruanern, wie z.B. den Gemeinden am Titicacasee, schlagen täglich die sozialen Unterschiede mit voller Wucht ins Gesicht. Seit ich hier lebe, habe ich viele Menschen unterschiedlicher Schichten getroffen. Durch die Interviews mit Luisa Gutierrez, dem Kindermädchen Ruth, dem Taxifahrer und durch meine Reisen an den Titicacasee, bemerkte ich von Glück sagen zu können, dass wir in Deutschland freien Zugang zu Bildung haben, über fließend Wasser und Strom verfügen und uns die Möglichkeit geboten wird, unsere Zukunft zu gestalten. Doch vor allem stellte ich fest, dass ich hier ein Teil der Wohlhabenden bin...denn vor meinem Leben in Peru war mir nie bewusst, dass ich Part der wohlhabenden Klasse bin.

/Lena Bühler und Morgane Sauret - Arequipa, Peru/

Perurundreise



Prianhas fischen, im Amazonas baden, 4500er besteigen und am Strand chillen... so könnte man meinen unheimlich aufregenden, aber auch anstrengenden Urlaub mit Jochen in Peru beschreiben.

Unsere Reise war schon lange geplant um Ende Februar kam Jochen dann auch endlich in Lima am Flughafen an. Trotz tausender von Menschen, haben wir uns recht schnell gefunden und wurden mit Namensschild von Martin, unserem privaten Taxifahrer direkt abgeholt. Die erste Nacht verbrachten wir in Lima, in der Inkalodge, einem sehr empfehlenswerten Hostal.


Nachdem wir die erste Stadtbesichtigung in Miraflores unternommen haben, ging es am nächsten Abend direkt mitten in den Djungle nach Iquitos. Nach einer Übernachtung dort wurden wir am nächsten Morgen mit einem Mototaxi abgeholt und zum Hafen gefahren. Dort startete unsere 3 tägige Tour mitten in den Urwald. Mit einem Motorboot ging es 3 Stunden den Amazonas flussabwärts, schliesslich kamen wir in unserer gemütlichen, aber doch sehr einfachen Behausung (Holzhütten) an. Von dort aus unternahmen wir Exkursionen zum Fischen, Delphine beobachten (ja, im Amazonas schwimmen rosa Delphine!) und Nachtwanderungen im Urwald. Wir wurden dazu überredet, im Amazonas zu schwimmen (ein Seitenarm)... nach langem hin und her bin ich reingesprungen, aber die braune Brühe ist schon ekelig, und wenn man bedenkt, dass es dort nicht nur Anakondas und fleischfressende Fische gibt, sondern auch Bakterien, die einem die Harnröhre raufschwimmen... naja...














Zurück in Iquitos mussten wir einen halben Tag totschlagen, bevor unser Flug zurück nach Lima ging. Wir organisierten uns ein Mototaxi und wollten runter nach Belen zum schwimmenden Markt... bis uns unser Fahrer erklärte, dass das ein Slum sei und wir unsere Sachen gut festhalten sollten. Wir haben es trotzdem gewagt und es war sehr eindrücklich zu sehen, wie die Leute dort auf Stelzenhäusern leben, um sich vor Hochwasser zu schützen.


Nach einem Vormittag in Lima (schönes Stadtzentrum aber scher zu finden) kauften wir uns ein Ticket nach Huaraz in den Anden. Diese Stadt liegt in einem Tal zwischen der Cordillera blanca (schneebedeckt) und Cordillera negra (ohne Schnee). Wir klingelten ein einem gemütlichen, familiären Gasthaus, das uns empfohlen wurde, sie hatten tatsächlich noch ein Zimmer frei, denn hier ist gerade Nebensaison. Wir buchten einen Touriausflug für den nächsten Tag und fielen nach einer 16 Stündigen Busfahrt mit einem Economybus todmüde ins Bett. Unser Ziel, den Huascaran (der höchste Berg Perus) zu sehen, hatten wir zwar erreicht, aber der Rest der Tour konnte man einfach nur vergessen... Kaffefahrtähnlich.

So entschieden wir uns am nächsten Tag, einen privaten Bergführer zu nehmen, der mit uns den Churup bestieg. Für nur 20€ pro Person wurde uns ein Taxifahrer, ein local guide und seine Frau zur Verfügung gestellt und wir erklommen langsam den Berg. Obwohl ich superstolz war, dass ich lebend oben ankam (keuch...), war es doch sehr sehr anstrengend. Die Höhenluft wirkt hier einfach anders als in den Alpen, aber die Höhenkrankeit (Erbrechen, starke Kopfscherzen, Unwohlsein,...) hat uns zum Glück beide nicht gepackt.


Von Huaraz aus ging es wieder über Lima (der Zentralknotenpunkt) diesmal Richtung Süden nach Huacachina, einer kleinen Oase in den Dünen nahe Ica. Wir schossen mit unseren Boards die steilen Hänge hinunter und düsten mit einem Buggy durch die unfassbare Sandwüste - ein MUST und ein Riessenspass! In einer anderen Oase pflückten wir frische Feigen, Mangos und Trauben von Bäumen und Sträuchern und genossen den Sonnenuntergang über den sanften Hügeln.


Einen Tag später ging es auch schon weiter nach Nasca, wo wir uns spontan einer Gruppe anschlossen, um über die berühmten Nascalinien mit einer Cessna zu fliegen. Nun, ich würde mal sagen, es war kein Highlight, die eingeritzten Linien der Incas in den Steinboden erscheinen aus der Luft viel kleiner, also auf all den Postkarten, die man dort an jeder Ecke kaufen kann. Dennoch fand ich es eindrücklich, wie diese Menschen vor hunderten vor Jahren diese Linien in Gestalt von Condor, Affe, Spinne, etc. so symmetrisch gestalten konnte. Erst vor ca 50 Jahre wurden diese dann per Zufall entdeckt, als ein Pilot darüberflog. Nach 30min Flug war ich unendlich froh, wieder festen Boden unter mir zu haben, es wird einem einfach nur schlecht, bei dem geschaukel von links nach rechts, so dass jeder mal einen Blick auf die Linien werfen kann...


Über nacht furen wir nun 14 Stunden direkt nach Cusco, wo wir uns natrülich Machu Picchu, die alte Inkastätte anschauen wollten. Leider hatten die Peruaner genau an diesem Tag beschlossen, einen Generalstreik zu begehen, so dass wir dort einen Tag ohne jegliche Aktivität festsassen, was jedoch nach dem ganzen Reisestress auch einmal sehr annehmlich war.













Wir durchschlenderten die tolle Innenstadt mit ihren vielen kleinen Gäßchen und konnten am abend jedoch doch noch 2 Karten für den Zug am folgenden Tag nach Aguas Calientes ergattern - allerdings zu einem überteuerten Preis für weisse Touris, die in letzter Sekunde ohne vorzuplanen unbedingt auf diesen heiligen Berg wollen. ABER: es war jeden Cent wert, denn allein die Zugfahrt war wunderschön. Man schlängelt sich durch ein grünes Tal hinunter, vobei an Wasserfällen, Bauernhöfen und tiefen Schluchten. In Aguas Calientes angekommen (4stündige Bahnfahrt) schnappten wir uns den nächsten Bus hoch nach Machu Picchu. Die Aussicht von oben auf den Berg war einfach beeindruckend. Wir hatten gar keine Lust uns durch die Menschenmassen in den Ruinen zu quälen und genossen einfach den Blick von einem entfernteren Plätzchen, wo uns sogar Lamas und ein Babyalpacke besuchen kamen.


In einer letzten Etappe ging es über Arequipa direkt nach Mejia an den Strand, um Patricio zu besuchen. Wir grillten Fisch auf dem Bürgersteig, sassen bis abends am Strand und genossen die Sonne. Obwohl das Meer momentan ziemlich frisch ist (18 Grad) wagten wir uns doch einige Male in die Wellen.




An unserem letzten Tag schliesslich fuhren wir früh morgens zurück nach AQP. Ich wollte Jochen unbedingt noch unsere Sozialprojekte zeigen, und so fuhren wir mit einem privaten Taxi hoch nach Villa Cerillos, wo uns die Kinder mit offenen Armen empfingen. Wir hatten Bananen zum Nachtisch mitgebracht, die die Kleinen gierig verschlangen. Auch die Schule Villa Cerillos besuchten wir, doch dort sind gerade Sommerferien und die Bauarbeiten für ein neues Klassenzimmer sind in vollem Gang.


Zum krönenden Abschluss leisteten wir uns ein superleckeres Essen im Zigzag und trafen uns abends noch mit Irene, einer Freiwilligen in der Stadt, um auf unseren Abschied anzustossen.

Jochen ist nun noch einige Tage am Titicacasee unterwegs, bevor er am Sonntag wieder nach Hause fliegt.

Für mich war diese Reise deshalb so eindrücklich, da ich bisher nur ein Gesicht Perus kannte: nämlich die Steinwüste. So sahen wir nun den dichten grünen Djungle, die Küste und die schneebedeckten Anden und dies alles innerhalb von 2 Wochen.

Muchos saludos y un feliz día de los enamorados,

La Lenita

Donnerstag, 10. Januar 2008

Land unter in Arequipa

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Seit einigen Tagen hat die alljährliche Regenzeit begonnen. Womit keiner gerechnet hat, sind die für Arequipa untypischen heftigen Regenfälle, wie sie sich z.B. gestern Nacht ereignet haben. Strassen wurden überflutet,denn das Abwassersystem ist längst nicht so weit entwickelt wie das unsere, große Löcher wurden in die Strassen gespült, man wartete mitunter stundenlang auf ein Taxi und in vielen Häusern regnete es durch die undichten Flachdächer. Es scheint, als paralysiert der Regen das ganze Leben und für einige Stunden steht das rege Treiben auf den Strassen still. Ich war gestern abend bei der Mutter von Patricio eingeladen, wir wollten etwas gemütlich essen und uns unterhalten. Doch sie warnte mich schon mit einem Anruf vor: draussen sprühten 2 Stromleitungen Funken und in der Küche rann Wasser aus dem Sicherungskasten. Erst nach mehrmaligen Anrufen kam endlich das städtische Elektrizitätswerk und kappte uns die Leitungen. So sassen wir da, im Kerzenschein und ich entschied spontan, dort zu übernachten, denn ich wollte die arme Frau nicht nachts im Dunkeln alleine lassen.

Heute morgen begannen die Aufräumarbeiten, der Schlamm und die Zweige wurde von den Bordsteinen gefegt, Elektriker gerufen, um die beschädigten Stromleitungen zu reparieren, und die Löcher in den Strassen wurden notdürftig geflickt… bis es heute abend wieder langsam anfängt zu tröpfeln.